Junge Menschen wollen die Wirtschaft besser verstehen

Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Deutschland zeigt Interesse an
Wirtschaftsthemen. Zugleich beklagt jeder, jede Zweite, nicht über ausreichendes Wissen zu verfügen, um wirtschaftliche Nachrichten verstehen zu können. Die Wirtschaftspolitik der Parteien spielt für junge Menschen eine wichtige Rolle bei ihrer Wahlentscheidung. Doch nur wenige fühlen sich bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen ausreichend berücksichtigt.

Gütersloh, 24. Oktober 2024. Junge Menschen sind die Zukunft der Wirtschaftswelt – ob als Gründer:innen, Mitarbeitende oder Verbraucher:innen. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (54 Prozent) zeigt auch Interesse an wirtschaftlichen Themen wie Rente, Weiterbildung und Bezahlung. Das geht aus einer repräsentativen Befragung von 14- bis 25-Jährigen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervor. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass sich junge Männer tendenziell eher für Wirtschaftsthemen interessieren als junge Frauen (63 Prozent gegenüber 44 Prozent). Befragte mit mittlerem und höherem Bildungsniveau äußern ein größeres Interesse als diejenigen mit einem niedrigen Bildungsgrad.

Allerdings gibt auch jede:r zweite junge Mensch an, zu wenig zu wissen, um wirtschaftliche Nachrichten verstehen zu können. Dazu passt, dass sich 78 Prozent der Befragten mehr Wirtschaftsinhalte in der Schule wünschen. Zudem empfindet mehr als die Hälfte der jungen Menschen Wirtschaftsnachrichten als zu kompliziert. „Wirtschaftliche Entscheidungen und Entwicklungen betreffen immer auch die junge Generation. Deshalb ist es wichtig, dass möglichst viele von ihnen ein besseres Verständnis für Wirtschaftsthemen aufbauen können – und nicht nur diejenigen jungen Menschen, die ohnehin schon gut gebildet sind“, sagt Tobias Bürger, Experte der Bertelsmann Stiftung für Jugend und Wirtschaft.

Work-Life-Balance wichtig für gut Gebildete, Gender Pay Gap wichtig für Frauen

Für junge Menschen sind insbesondere die vier Themenbereiche berufliche Weiterentwicklung (81 Prozent), Rente und Rentensystem (79 Prozent), Chancengleichheit in Bildung und Beruf (78 Prozent) sowie Work-Life-Balance (77 Prozent) interessant. Weiterhin spielen Gender Pay Gap – also die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen – mit 69 Prozent sowie Klimaschutz mit 66 Prozent eine Rolle. Was auffällt: Work-Life-Balance ist vor allem jungen Menschen mit hohem Bildungsgrad wichtig, das Thema Gender Pay Gap hat überwiegend für Frauen Bedeutung. Für die Themen Aktienmarkt und Zinspolitik interessiert sich insgesamt nur rund die Hälfte der Befragten.

Fehlendes Interesse an bestimmten Wirtschaftsthemen könnte bei der jungen Generation zum Teil darin begründet sein, dass sie sich politisch ausgeschlossen fühlen. Zwar geben mit 64 Prozent fast zwei Drittel der Befragten an, dass sie die wirtschaftspolitischen Positionen der Parteien in ihre Wahlentscheidung einfließen lassen. Zugleich äußern fast genauso viele die Ansicht, dass Menschen in ihrem Alter nicht ausreichend bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen berücksichtigt werden (63 Prozent). Frauen empfinden dies stärker als Männer, Menschen mit einem hohen Bildungsabschluss mehr als Personen mit einem mittleren oder niedrigen Abschluss. „Junge Menschen fordern mehr Mitsprache bei Themen, die sie betreffen. Das gilt auch für die Wirtschaft. Die Politik sollte darauf eingehen und Angebote schaffen, die junge Menschen einerseits besser einbinden und die andererseits ihr Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge erweitern“, betont Sandra Zillinger, Expertin der Bertelsmann Stiftung für Jugend und Wirtschaft.

Zusatzinformationen:
Die Daten stammen aus einer repräsentativen Online-Umfrage. Dafür wurden zwischen dem 23. Februar und dem 24. März 2024 insgesamt 1.729 Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren befragt. Ergänzend zur Online-Befragung fanden persönliche Interviews mit Personen aus schwieriger zu erreichenden Gruppen statt, um die definierten Quoten für Alter, Geschlecht, Schulbesuch/-abschluss, Bundesländer und Wohnort zu erfüllen.


Weitere Informationen:
(http://www.bertelsmann-stiftung.de)

ImageSource: Archiv Innsbruck WKO


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